Rotenburgs Handball-Coach über die Pause, die Zukunft und seinen Bart

Rotenburg – Das erste und gleichzeitig vorerst letzte Saisonspiel liegt bereits knapp zwölf Wochen zurück. Seitdem befinden sich die Oberliga-Handballer des TuS Rotenburg – wie alle anderen Amateursportler auch – aufgrund der Corona-Pandemie in der Warteschleife.

Keiner weiß, wann und ob der Spielbetrieb in dieser Saison fortgesetzt wird. Über die schwierige Zeit haben wir mit Rotenburgs Coach Nils Muche gesprochen.

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Der Trainings- und Spielbetrieb in den Hallen ist seit Wochen verboten. Wie hält sich Ihre Mannschaft dennoch fit?

Unser Physiotherapeut Klaas Reichmann hat den Jungs Trainingspläne erstellt und kontrolliert sehr stark, ob alle die Vorgaben umsetzen. Da muss ich meiner Mannschaft wirklich ein großes Kompliment aussprechen – alle erfüllen ihr Soll und ziehen voll durch.

Also ist Ihr Team für eine Wiederaufnahme des Spielbetriebs bereit?

Verschiedene Läufe zu absolvieren sowie Kraft- und Stabilisationsübungen zu machen, sind nicht mit dem handballspezifischen Training zu vergleichen. Sicherlich ist es besser, als auf dem Sofa zu liegen, aber der Ball in der Hand fehlt schon sehr. Da braucht es eine gewisse Zeit, um wieder reinzukommen, auch wenn die Jungs konditionell gut drauf sind.

Sicherlich ist es aber gar nicht so einfach, sich Woche für Woche zu motivieren, da momentan kein Ende in Sicht ist.

Das stimmt. Damit müssen wir uns leider abquälen. Es ist eine schwere Zeit, denn wir wissen nicht, auf welches Ziel wir trainieren. Zudem können wir uns als Mannschaft nicht treffen, dadurch kann man sich nach so langer Zeit etwas entfremden, da das Zwischenmenschliche völlig fehlt. Man bekommt gar nicht richtig mit, was bei den anderen gerade los ist. Zum Beispiel weiß keiner, dass ich mittlerweile einen richtigen Rauschebart habe (lacht).

Wie beugen Sie der Gefahr vor?

Wir versuchen, immer im Kontakt zu bleiben und planen vor Weihnachten, ein Videotelefonat mit der gesamten Mannschaft zu führen. Dann können wir uns alle mal wieder wenigstens über den Bildschirm sehen und ein bisschen plaudern. Die Gespräche und Treffen fehlen wirklich sehr.

Wie geht es Ihnen denn persönlich ohne Handball?

Mir fehlt der Sport total. Den Wettkampf und das Zusammensein vermisse ich besonders. Je länger die Zwangspause dauert, desto größer ist die Gefahr, dass einem der Sport plötzlich nicht mehr fehlt und man sich an die viele Freizeit gewöhnt hat. Wir sitzen aber alle im gleichen Boot, bei uns sehe ich die Gefahr zum Glück bisher nicht. Ich habe immer volle Pulle Bock auf Handball.

Der Verband plant den Re-Start weiterhin für Ende Februar. Wie ist Ihre Einschätzung?

Ich bin leider kein Orakel. Ich glaube aber ehrlich gesagt nicht daran, dass dann weitergespielt werden kann. Es ist alles total schwierig. Ich kann die Verbände aber verstehen, die Verantwortlichen können zum jetzigen Zeitpunkt nicht einfach die Saison abbrechen. Uns bleibt daher nichts anderes übrig, als weiter abzuwarten und uns fitzuhalten.

Können Sie der Zwangspause auch etwas Positives abgewinnen?

Unsere jungen Spieler sind in der Zeit auf jeden Fall etwas gereift und haben dadurch mehr Gelassenheit bekommen. Zudem haben unsere Langzeitverletzten jetzt die nötige Zeit, um wieder vollständig fit zu werden. Doch auch die anderen Vereine profitieren dadurch, dass ihre Verletzten dann eventuell wieder einsatzbereit sind und der Kader wieder größer ist. Die Vorteile genießen also alle Mannschaften.

Gehen Sie auch schon einen Schritt weiter und planen die neue Saison?

Wir führen gute Gespräche und planen unsere Zukunft. Johann Knodel (Rotenburgs Teammanager, Anm. d. Red.) macht einen hervorragenden Job. Einige Spieler können uns aber noch keine Zusage für die kommende Saison geben, da sie nicht wissen, wie es beruflich weitergeht. Details kann und will ich daher noch nicht nennen.

Von Mareike Ludwig