TuS Rotenburg schafft es mit Leidenschaft und Heimstärke in die Oberliga

Da es keine herkömmliche Sportlerwahl gibt, gehen wir eine Stufe weiter und suchen die Sportler des Jahrzehnts. Dieses Mal: Die Handballer des TuS Rotenburg.

Rotenburg – Johann Knodel ist ehrlich. „Die Oberliga ist für uns wohl die Endstation. Alles darüber hinaus ist Profisport. Und wir sind im Prinzip ein Dorfverein“, sagt der Teammanager des TuS Rotenburg. Dass die Mannschaft des Jahres von 2015, 2017 und 2018 überhaupt in der vierthöchsten deutschen Handball-Spielklasse antritt, ist für ihn schon ein kleines Wunder. „Selbst die Verbandsliga war vor nicht allzu langer Zeit utopisch.“

Knodel weiß selbst am besten, welchen Aufstieg der Verein erlebt hat in den vergangenen Jahren. Als der Linksaußen 2002 aus der A-Jugend in die Herren aufrückte, trat Rotenburg in der Kreisliga an. Als Knodel 2019 als Aktiver aufhörte, waren die Kreisstädter bereits in der Oberliga angekommen. Vier Aufstiege schaffte Knodel und drei davon seit 2010. Denn erst da schaffte Rotenburg endlich den Sprung von der Kreisoberliga in die Landesliga.

„Wir haben uns mit dem Alter sehr verbessert“

Aber wie war der Höhenflug möglich? Immerhin zahlt der Club seinen Spielern keine Gehälter und setzt besonders stark auf seine eigenen Talente. Für Knodel gibt es vor allem eine Antwort. „Die Leidenschaft ist entscheidend. Damit kannst du echt etwas reißen“, erklärt der 36-Jährige. Ein Beispiel hat er auch noch als Beleg aus dem Jahr 2015: „Damals unter Steffen Aevermann haben wir ein halbes Jahr nur zu fünft trainiert, weil der Rest arbeiten musste oder verletzt war. Wir haben extrem hartes Training gemacht und sind dann in die Verbandsliga hoch.“ Zudem lebt Rotenburg von dem blinden Verständnis untereinander. Der Großteil der Mannschaft spielt seit Jahren zusammen und kennt sich teilweise schon seit der Jugend.

Vor fast fünf Jahren landete der Verein dann einen Glücksgriff und holte Trainer Nils Muche. Das Team machte unter ihm einen enormen Schritt. „Wir haben uns mit dem Alter sehr verbessert. Wir konnten sehr viel besser das Spiel lesen. Im Kopf ist viel passiert. Am Anfang haben wir ja blind draufgekloppt bei den Herren.“

Eine gewisse Härte im Spiel ist dem Team geblieben. Vor allem in der Defensive packen die Spieler zu. Besonders bei den Kreisstädtern war in den vergangenen Jahren die Heimstärke. In der Pestalozzihalle, die regelmäßig Platz für mehr als 350 Zuschauer bietet, war das Team quasi unschlagbar. „Vor allem vor unseren Fans sind wir extrem heiß. Wir wollen unbedingt gewinnen und nicht die Turnschuhe anziehen und mal schauen, was passiert. Vor 400 Fans kommst du in einen Rausch und hast keine Wehwehchen mehr“, erklärt Knodel.

Er plant nun die nächste Saison in der Oberliga und will seinen Verein auch im fünften Jahr in der vierten Liga weiter etablieren. Die Vorzeichen sind gut. Immerhin ist während der Corona-Pause Erfolgstrainer Nils Muche zurückgekehrt.