Start in die Saison
Vieles ist neu für die Handballer: Zum einen im Verein auf der Trainerbank, zum anderen ist ein Club dabei, der zuletzt in einer anderen Staffel spielte.
Rotenburg – Die Ansprüche sind relativ bescheiden. „Ich erwarte tatsächlich nichts!“, sagt Nils Muche, der Handball-Trainer des TuS Rotenburg. Ähnlich klingt es bei Johann Knodel, dem Teammanager: „Wir müssen nicht, wir wollen! Und wenn die Oberliga zu stark ist, dann ist es eben so.“ Nun gut, so artikuliert sich wohl ein Underdog, der nur zu genau um seine Rolle weiß. Seit 2017 gehören die Wümmestädter nun schon der vierthöchsten deutschen Spielklasse an – doch selten war die Liga so schwer einzuschätzen wie jetzt. Nach fast einjähriger Pandemiepause sind nicht nur die Konkurrenten die großen Unbekannten, auch das eigene Team ist eine Wundertüte. Zum Auftakt kommt Samstag (18.30 Uhr) die HSG Delmenhorst in die Pestalozzihalle.
Handball-Staffeln stehen fest, TuS Rotenburg startet mit Heimspiel
Die Staffel der Handball-Oberliga Nordsee wird kleiner. Auch der VfL Fredenbeck steigt auf. Der Spielplan steht ‒ und damit auch der Auftaktgegner des TuS Rotenburg.
Rotenburg – Nach dem TV Bissendorf-Holte verlässt auch der VfL Fredenbeck die Handball-Oberliga nach oben und steigt in die 3. Liga auf. Der frühere Erstligist setzte sich im entscheidenden Spiel der Relegationsrunde gegen den MTV Großenheidorn aus der Oberliga Niedersachsen mit 31:25 (16:14) durch – ein Sieg mit fünf Toren Differenz war angesichts der Konstellation nötig. Somit kommen beide Aufsteiger aus der Nordsee-Staffel, der Heimat des TuS Rotenburg. Und die schrumpft auf 13 Teams.
TuS Rotenburg schafft es mit Leidenschaft und Heimstärke in die Oberliga
Da es keine herkömmliche Sportlerwahl gibt, gehen wir eine Stufe weiter und suchen die Sportler des Jahrzehnts. Dieses Mal: Die Handballer des TuS Rotenburg.
Rotenburg – Johann Knodel ist ehrlich. „Die Oberliga ist für uns wohl die Endstation. Alles darüber hinaus ist Profisport. Und wir sind im Prinzip ein Dorfverein“, sagt der Teammanager des TuS Rotenburg. Dass die Mannschaft des Jahres von 2015, 2017 und 2018 überhaupt in der vierthöchsten deutschen Handball-Spielklasse antritt, ist für ihn schon ein kleines Wunder. „Selbst die Verbandsliga war vor nicht allzu langer Zeit utopisch.“
Zwei Tage haben den Amateursport vor einem Jahr grundlegend verändert
In dieser zweiten Märzwoche jähren sich zahlreiche Ereignisse im Sport, die durch die Corona-Pandemie verursacht wurden - ein Rückblick.
Rotenburg – Von heute auf morgen war nichts mehr so, wie es mal war. Als am 12. März die Handball- und Basketballverbände ihren Spielbetrieb stoppten sowie tags darauf auch die Fußballer mit Anlauf und unsanft durch die Corona-Grätsche von den Beinen geholt wurden, begann ein Jahr, das den Amateursport grundlegend verändern sollte. Mal ohne Zuschauer, mal nur mit wenigen – die meiste Zeit aber gar kein Sport. 365 Tage später liegt immer noch (fast) alles brach.
Lukas Misere ist „Mister Rotenburg“
Rotenburg – Die Pestalozzihalle ist nur wenige Minuten entfernt, zur Arbeit geht es entspannte 100 Meter zu Fuß. Die Wege für Lukas Misere sind kurz. Der 25-Jährige ist in Rotenburg geboren und aufgewachsen, immer noch dort wohnhaft und mittlerweile der Anführer der Oberliga-Handballer des TuS Rotenburg. Keine Frage: Misere, der in den Jahren 2015, 2016 und 2017 zum Sportler des Jahres gekürt wurde, ist ein Wümmestädter durch und durch und so etwas wie „Mister Rotenburg“.
Nur für den Fußball ging er „seinem“ Rotenburg in der Jugend etwas fremd. Misere lief bis zur U 19 für die JSG KAWU auf und fuhr für die Heimspiele in den Vorort nach Unterstedt. Auch auf dem Rasen hatte es der Groß-und Außenhandelskaufmann drauf und war in der Landesliga ein Leistungsträger. Dabei wäre der etwas größere Ball auch fast dafür verantwortlich gewesen, dass Misere beim Handball ausgestiegen wäre. „Ich bin immer zweigleisig gefahren in der Jugend. Am Ende musste ich mich aber entscheiden. Irgendwann kannst du nicht mehr beides machen“, sagt Misere. „Die Entscheidung ist mir wahnsinnig schwergefallen damals.“ Er zog sich beim Fußball zurück und läuft nur noch ganz selten für die 3. Herren der SG Unterstedt auf.
Rotenburgs Handball-Coach über die Pause, die Zukunft und seinen Bart
Rotenburg – Das erste und gleichzeitig vorerst letzte Saisonspiel liegt bereits knapp zwölf Wochen zurück. Seitdem befinden sich die Oberliga-Handballer des TuS Rotenburg – wie alle anderen Amateursportler auch – aufgrund der Corona-Pandemie in der Warteschleife.
Keiner weiß, wann und ob der Spielbetrieb in dieser Saison fortgesetzt wird. Über die schwierige Zeit haben wir mit Rotenburgs Coach Nils Muche gesprochen.
Der Trainings- und Spielbetrieb in den Hallen ist seit Wochen verboten. Wie hält sich Ihre Mannschaft dennoch fit?
Handball-Oberliga: Mehrheit plädiert für Einfachrunde
Die Vereine der Handball-Oberligen werden die Saison voraussichtlich in einer Einfachrunde fortsetzen ‒ wenn sie denn irgendwann wieder spielen dürfen. Das wiederum wird nicht vor Februar möglich sein.
- Frühestens im Februar setzt die Handball-Oberliga den Spielbetrieb fort.
- Die Vereine sprechen für eine Einfachrunde aus.
- Bis Ende Juni muss die Saison beendet sein, sonst droht der Worst Case.
Handballer planen die Fortsetzung der Saison ab Mitte Januar
Rotenburg – Die Oberliga-Handballer des TuS Rotenburg müssen sich bis zum Samstag die Karten legen. „Wir machen uns Gedanken, was für uns das Beste ist“, sagt Teammanager Johann Knodel und hat sich noch nicht positioniert. Am Wochenende lädt der Handball-Verband Niedersachsen (HVN) seine Vereine zur Videokonferenz. Es geht einzig und allein um die Wiederaufnahme des Spielbetriebs. Die ins Leben gerufene Task Force hat für die Oberliga zwei Modelle erarbeitet. Mögliche Rückkehr nach dem Corona-Lockdown: Mitte Januar oder aber Anfang Februar.
Rückraumspieler gewinnt an Körperlichkeit und verstärkt das Team ungemein
Rotenburg – Dass er noch höher springen kann, als seine Gegenspieler den Block ansetzen können, ist längst bekannt. Nicht nur in der Handball-Oberliga hat sich Chris Ole Brandt mit seiner enormen Sprungkraft inzwischen einen Namen gemacht. Nimmt sich der 19-Jährige einen Wurf aus dem Rückraum, wird’s für die gegnerische Abwehr schwer. In der neuen Saison – wann auch immer diese weitergehen wird – wahrscheinlich sogar noch mal mehr. Schließlich hat der Rechtshänder seit Beginn der Corona-Krise einiges an Muskeln aufgebaut. „Jetzt ist es noch schwieriger, mich aus der Luft zu fischen, als es ohnehin schon war“, sagt Brandt und lacht. Mit seinen sieben Treffern war er bei der 17:42-Klatsche beim TV Bissendorf-Holte im ersten und bisher einzigen Saisonspiel des TuS Rotenburg der Lichtblick für den Wümme-Club. Sofern der Rückraumspieler es schafft, nach dem Re-Start der Spielzeit an diese überzeugende Leistung und Torgefahr anzuknüpfen, ist seine Wichtigkeit für die Oberliga-Mannschaft schlicht unumstritten.
Rotenburg kassiert in Bissendorf ein 17:42 – und Muche will nichts beschönigen
Rotenburg – Die vierte Saison in der Handball-Oberliga hat für den TuS Rotenburg katastrophal begonnen – mit der bis dato höchsten Niederlage in dieser Spielklasse! Beim Titelanwärter TV Bissendorf-Holte war die Wümme-Sieben von Beginn an chancenlos und unterlag am Ende mit 17:42 (8:22). Trainer Nils Muche reichte ein Wort, um den enttäuschenden Auftritt zu beschreiben: „Desolat!“
Muche hatte mit Chris Ole Brandt im linken und Michel Misere im rechten Rückraum begonnen, als Spielmacher fungierte Lukas Misere, am Kreis Christian Hausdorf, als Rechtsaußen Jan Nowosadtko und als Linksaußen der A-Jugendliche Thies Stieghahn, während im Tor Matthis Köhlmoos begann. Doch bereits nach acht Minuten löste ihn Michael Bauer ab, um noch vor der Halbzeit den Platz wieder für seinen Vorgänger zu räumen. „Der Torwart war das ärmste Schwein“, stellte Muche fest. Denn: „Wir haben nichts von dem umgesetzt, was wir uns vorgenommen hatten. Da gibt es nichts zu beschönigen – das war nicht oberligatauglich“, ärgerte sich der Coach, der ohne die verletzten Keeper Yannick Kelm, Jens Behrens, Niko Dolk und Daniel Barkholdt auskommen musste.
Während der TV Bissendorf sein Spiel ohne große Gegenwehr durchzog und schon in der elften Minute durch den Treffer von Julian Jenner mit 10:2 vorne lag, war Muches erste Auszeit nach drei Minuten wirkungslos verpufft. „Das war ein Drei-Klassen-Unterschied. Die Laufbereitschaft war nicht da, die Körpersprache war eigentlich bei allen nicht vorhanden, die ganz normalen Basics haben total gefehlt. Und dabei war es völlig egal, wer gerade gespielt hat.“ Auch die sieben Tore, die Brandt erzielte, versöhnten ihn dabei nicht annähernd.
Quelle: Rotenburger Kreiszeitung