Die Zusammenlegung zahlt sich aus

Scheeßel – „Ich kann das gar nicht glauben. Sind das wirklich schon wieder fünf Jahre, seitdem wir die Spielgemeinschaft gegründet haben?“, wundert sich Ina Hanck. Die Handball-Abteilungsleiterin des TV Scheeßel ist eine absolute Verfechterin des JH Wümme – einem Zusammenschluss der Jugendhandballsparten des TuS Rotenburg und ihres Vereins. War die Gemeinschaft zunächst erst einmal für ein Jahr angelegt, „feiert“ sie nun bereits ihr fünfjähriges Bestehen.

Als sich vor ziemlich genau fünf Jahren – im Februar 2016 – Vertreter der Rotenburger und Scheeßeler Handballer trafen, um den Vertrag für eine gemeinsame Jugend zu unterschreiben, ahnten sie sicherlich noch nicht, wie gut sich der JH Wümme entwickeln würde. Dazu erzählt Hanck: „Der Kontrakt lief zunächst ein Jahr. Das wurde damals so vereinbart, damit beide Seiten jederzeit die Möglichkeit haben, die Gemeinschaft aufzukündigen. Seitdem wurde über den Vertrag aber nie wieder gesprochen und so verlängert er sich stillschweigend immer um eine weitere Saison.“

Ina Hanck © Denkmann

Die Idee für eine Zusammenlegung der Jugendhandballerinnen und -handballer des TV Scheeßel und des TuS Rotenburg gab es bereits einige Zeit zuvor, allerdings wurde der Gedanke immer wieder aufgeschoben – bis eben in den Februar 2016. „Da war der absolut richtige Zeitpunkt gekommen. Beide Vereine hatten einzelne höher spielende Mannschaften in ihren Reihen und man konnte auch immer noch in allen Altersklassen mindestens ein Team stellen. Allerdings wäre das ein Jahr später eventuell nicht mehr möglich gewesen. Dann wären wir irgendwann als Verein tot gewesen“, begründet die engagierte Trainerin.

Sie erkennt zudem eine Weitsicht bei den damaligen Verantwortlichen, die sich im weiteren Verlauf auszahlte. Denn: Auch weiterhin beteiligen sich beide „Partner auf Augenhöhe“ mit Spielerinnen und Spielern. Zudem besetzt der JH Wümme alle Jahrgänge mit Mannschaften sowohl bei den Mädchen als auch bei den Jungen – teils auch doppelt oder dreifach.

Ein weiterer Pluspunkt ist die ausgebliebene Beitragserhöhung in beiden Stammvereinen. Möglich macht das der gemeinsame Förderverein, der den JH Wümme bezuschusst. So werden beispielsweise Familien mit einem geringeren Einkommen finanziell unterstützt, wenn ihr Kind auf eine Mannschaftsfahrt mitkommen will.

Durch den Zusammenschluss wurden mit der Zeit auch persönliche Hürden übersprungen. „Bevor es den JH Wümme gab, war es fast unmöglich, dass ein Spieler aus Rotenburg mit einem Spieler aus Scheeßel gemeinsam in einer Mannschaft spielt. Da gab es so eine gegenseitige Anfeindung, die jetzt aber glücklicherweise abgelegt wurde“, stellt Hanck klar.

Jugendliche des JH Wümme in der „Bubble“ - ein Bild von 2018. © JH Wümme

Eine klare Philosophie gab es von Anfang an: Gute Jugendarbeit und auf den eigenen Nachwuchs in den Herren- sowie Damenmannschaften setzen, anstatt Geld in die Hand zu nehmen, um sich einzelne Spieler zu kaufen. Diese Umsetzung zahlt sich nun aus: „Unsere erste Herren besteht aus zahlreichen jungen Männern, die wir in den letzten Jahren ausgebildet haben. Zudem müssen wir nicht wie andere Vereine Spielergehälter zahlen, was uns in der momentanen Lockdown-Situation zugutekommt.“

Die Philosophie könnte ein ausschlaggebender Grund dafür sein, dass laut Hanck ein Mitgliederschwund bis vor Corona kaum spürbar war. Im vergangenen Jahr musste der JH Wümme bei den Jüngsten sogar einzelne Kinder ablehnen, weil die Gruppen voll waren und es organisatorisch sonst nicht zu stemmen gewesen wäre. Dieser Andrang macht sich besonders beim männlichen Nachwuchs bemerkbar. „Da sind wir gut aufgestellt. Allerdings wird es bei den Mädchen knapper werden, denn der Jahrgang 2001/2002 war ein großer. Der ist jetzt in die Damenmannschaft aufgerückt. Und wenn die Werbung in den Grundschulen weiterhin ausfällt, kann es dünn werden“, warnt Hanck nachdrücklich. Hinzu kommt zum einen die Ungewissheit, ob nach der Öffnung der Sporthallen der Andrang bei den Jüngsten wieder so groß ist oder ob er gänzlich ausbleibt – zum anderen ist ein Online-Training durch die Betreuer für die bereits im Verein aktiven „Minis“ schlichtweg nicht umsetzbar.

 

 

FSJler gesucht

Der Jugendhandball Wümme sucht ab dem Sommer wieder einen neuen FSJler, der die Arbeit in der Geschäftsstelle unterstützt. „Der/Die Freiwillige sollte handballbegeistert, ehrgeizig und teamfähig sein. Generell darf sich aber jeder melden, der Bock hat“, wirbt Ina Hanck, Handball-Abteilungsleiterin des TV Scheeßel. Zu den Aufgaben zählen neben der Übernahme eines Jugendteams im Training und Spiel auch die Pflege der Vereinshomepages und die Trainingsgestaltung für einzelne Altersklassen.

Interessierte melden sich bei Ina Hanck per Mail unter:  Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

 

Ein Lichtblick für die Zukunft gibt Hanck aber die Zusage der Trainer für die kommende Saison: „Wir haben vor Kurzem eine Abfrage gemacht und bis auf eine Ausnahme nur positive Rückmeldungen erhalten.“

Ob die Wümme-Trainer mit ihren Mannschaften dann in der nächsten Spielzeit wieder Aufstiege oder andere Erfolge feiern, bleibt abzuwarten. Sicher ist hingegen, dass es in der Vergangenheit einige Attraktionen gab – wie etwa das Bubble-Soccer-Turnier. Bei den Bubbles handelt es sich um große luftgefüllte und durchsichtige Ballons, die oben und unten offen sind. „An dem Spiel hatten die Kinder total Spaß. Es hat zudem neue Mitglieder angezogen und den Zusammenhalt unter den Teilnehmern gestärkt“, erinnert sich die Scheeßelerin. Ein weiterer Erfolg war 2017 die Ausrichtung des Tages der Handballjugend. Dieser sollte ursprünglich im vergangenen Jahr in Rotenburg Station machen, fiel aber aufgrund der Pandemie ins Wasser und wurde in diesen Sommer verschoben.

„Andere schöne Erlebnisse mit unseren Jugendlichen waren die internationalen Turniere in Schweden und Dänemark oder aber auch die Saison der A-Juniorinnen in der Oberliga. Stolz sind wir da auf jeden Fall drauf, aber es ist nicht unser direktes Ziel, Jahr für Jahr Titel zu gewinnen und unbedingt aufzusteigen“, sagt Hanck. Im Verein herrsche kein Leistungsdruck, der Vorstand gebe keine sportlichen Anforderungen an seine Jugendteams. Ganz im Gegenteil: „Wir können aufsteigen, müssen es aber nicht. Das klären wir vor einer Saison immer mit den Jungs und Mädels. Wenn die ,Nein‘ sagen, dann melden wir das Team halt nicht in der höheren Spielklasse.“ Viel mehr geht es darum, die Jugendlichen zusammenzuhalten und auf den Damen- und Herrenbereich vorzubereiten.

Damit die fünfjährige Arbeit und Jugendförderung im JH Wümme weiterhin Früchte trägt, soll ein einheitliches Konzept erarbeitet werden. Dieses beinhaltet unter anderem die Trainingssteuerung und orientiert sich in diesem Punkt an den Richtlinien des Deutschen Handballbundes (DHB). So sollen den Jugendlichen auf ihrem Weg bis zum Ende der A-Jugend gewisse Werte, Techniken und Trainingsinhalte vermittelt werden, um in den Damen- und Herrenmannschaften bestehen zu können. Dabei ist es wichtig, dass die Inhalte von klein auf in den einzelnen Altersklassen nach und nach erlernt werden und aufeinander aufbauen.

„Weiterhin haben wir uns zum Ziel gesetzt, dass alle unsere angehenden Jugendtrainer zunächst einmal bei einem Coach hospitieren, anschließend die Lizenz erwerben, um sich letztlich für den Trainerjob zu qualifizieren. Damit wollen wir einfach sicherstellen, dass keiner der Trainer einfach so auf die Sportler losgelassen wird“, erklärt Hanck.

Ein dritter Punkt des Konzeptes des JH Wümme ist das übergreifende Training zwischen A-Jugend und Erwachsenenbereich. Bislang trainiert nur die männliche Jugend mit der zweiten Herrenmannschaft zusammen. Künftig wird es auch gemeinsame Einheiten des weiblichen A-Teams mit den Damen geben.